Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Schlecht informierte Touristin aus Deutschland auf dem Rad

Veröffentlicht am 17.09.2017

Sonntag, schönes Wetter, keine Termine. Was bietet sich da besser an, als sich ein Rad vom Hotel auszuleihen und loszuradeln? Nachdem ich die letzten Sonntag jedes Mal in einer anderen Kirche gelandet bin als in der Katholischen, wollte ich heute unbedingt einmal einen katholischen Gottesdienst besuchen. Laut google-maps 2,8 km entfernt, perfekt um das Rad zu nehmen. Nun bin ich doch relativ groß und das Fahrrad war relativ klein. Schraubschlüssel hat das Hotel wohl nicht, also wurde es mit der Zange festgeschraubt. Der Hotelangestellte überlegte noch im Spaß, ob mich das Rad wohl aushalten würde :) 1 1/2 km später bekam ich die Antwort vom Rad: NEIN. Innerhalb weniger Sekunden war ich 20 Zentimeter weiter unten und kam mir vor, wie auf einem Kinderfahrrad. Doch ich hatte nicht alleine die Idee, Rad zu fahren und so sprach ich die nächstbesten Radfahrer an, ob sie wohl Werkzeug hätten und mir den Sattel höher machen könnten. Aber nein, sie hatten alle Werkzeuge dabei, nur nicht für mein Rad. Naja, die paar Meter bis zur Kirche schaffte ich noch und nach dem Gottesdienst ging ich zur Tankstelle. Als ich mit dem Rad kam, wollten die mir erst einmal Luft rein machen, aber das war ja nicht mein Problem. Also machten sie sich auf die Suche nach dem Gabelschlüssel. Das Wort "Gabel"-Schlüssel bekam aber eine ganz andere Bedeutung, als er mit einer Gabel aus seinem Zimmerchen kam. Da sein Gabelschlüssel zu groß war, presste er den Stil der Gabel zwischen Werkzeug und Mutter und siehe da, er konnte den Sattel festschrauben.

Fröhlich machte ich mich auf den Weg nach Franschhoek, waren ja nur 7 km. Doch da sollte ich mich mal getäuscht haben. Ich trat, was das Zeug hielt (keine Gangschaltung, keine Bremse außer dem Rücktritt, keine Lichter, gar nichts) und quälte mich der Straße entlang. Wenn ich nicht mehr konnte, schob ich das Rad und machte, als ob ich was fotografieren wollte oder als ob ich Durst hätte. Die Mountain-Biker mit ihren teuren Rädern winkten mir motivierend zu. Irgendwann beschloss ich, dass ich diese Strecke mit diesem Rad wohl nicht schaffen würde und freute mich über ein Schild mit der Aufschrift "Graaf". Davon hatte ich schon gehört. Eine tolle Weinfarm mit wunderbaren Skulpturen und überhaupt ganz toll. Also schob ich mein Rad zur Rezeption, wurde freundlich empfangen und wurde bis hoch zur Eingangstür des Restaurant gefahren. Ein toller Luxus, ich fühlte mich wie einer dieser reichen Golfspieler, der von A nach B fährt oder gefahren wird. Am Empfang waren sie, trotz meines verschwitzten Auftritts, auch sehr freundlich. Die Stimmung änderte sich aber, als ich mitteilte, dass ich nur was trinken möchte. Nein, man muss etwas essen und es muss ein Hauptgericht sein. Nur Salat oder so geht nicht. Naja, wer mich kennt, weiß, dass ich immer essen kann - besser als Radfahren oder Verdursten. Und ich sollte es nicht bereuen. Erst ein Gruß aus der Küche mit einem wunderbaren Brotaufstrich, dann einen superleckeren Fisch mit toller Deko und Pommes (mit einem weichgekochten Ei als Dip, hihi) und dann dachte ich mir, auf den Nachtisch kommt es jetzt auch nicht mehr an. Der war mal saulecker. Eigentlich nur Panna Cotta mit Schokolade, aber dazwischen saure Himbeeren und kleine Eishäufchen und mmmmhhhh...

 NachtischNachtisch

Fisch und leckerer Mais und....mmmhFisch und leckerer Mais und....mmmh

Der Ausblick beim LunchDer Ausblick beim Lunch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Naja, und dass man mit so vollem Magen unmöglich Rad fahren kann, das ist ja wohl klar. Also rief ich meinen "Mann für alle Fälle", Riaan, an. Er ist selbstständiger Taxi-Fahrer und steht mir seit einer Woche treu zur Seite. Er holte mich dann gegen 15 Uhr ab, und da er nichts zum Befestigen des Rades hatte und ich Angst um sein schönes Auto hatte, erklärte ich mich bereit, auf der umgeklappten Rückbank zu sitzen und das Rad festzuhalten. 

Franschhoek habe ich bisher noch immer nicht gesehen - aber es war ein toller Tag und jetzt bin ich platt.....

P. S. Franschhoek ist übrigens 35 km vom Hotel entfernt, keine Ahnung, wie ich auf 10 km gekommen bin ;)