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Krank in Süd-Afrika

Veröffentlicht am 09.10.2017

Ja, ich möchte in Afrika nicht nur Hotels, Gästehäuser , Essen und Touristenattraktionen testen, auch das Gesundheitssystem interessiert mich brennend. Deshalb  habe ich mir schon vor einiger Zeit eine Erkältung eingefangen, hab sie schön gehütet und seit dem Wochenende konnte ich dann kaum noch schlucken. So weit, so normal. Doch während man in Deutschland schon recht sicher sagen kann, wie die Krankheit verläuft und man auch schon weiß, zu welchem Arzt man im Notfall geht, so unsicher ist man (oder zumindest ich) dann doch im Ausland.
Ist es wirklich so schlimm, dass ich zu einem Doktor muss? Woher weiß ich, welcher gut ist? Gehe ich lieber in Lavender Hill zum Doc oder gehe ich in eine Gegend wie Stellenbosch? Soll ich mit dieser Erkältung wirklich gleich weiter nach Langa?

Krank in Süd-AfrikaKrank in Süd-Afrika

All diese Fragen gingen mir letzte Woche durch den Kopf und letztlich ließ ich mich überreden, zum Arzt zu gehen. Ich hatte eine Adresse in Stellenbosch empfohlen bekommen, wo ich mich zur besseren Genesung wieder in meinem alten Hotel eingemietet hatte. Beim Arzt handelte sich um eine Ärztegemeinschaft, die mehr oder weniger rund um die Uhr verfügbar ist, also auch sonntags. Im Internet stand, dass die Praxis sonntags um 9 Uhr öffnet und so stand ich pünktlich um 9 vor einer verschlossenen Tür. Dort las ich dann, dass die Praxis sonntags erst um 10 Uhr öffnet. Also lief ich wieder zurück zum Hotel, welches zum Glück gleich um die Ecke war. Um 10 Uhr bin ich also wieder hin und es hieß, ich könne einen Termin haben um 11:45 Uhr. So lange wollte ich da natürlich auch nicht sitzen. Also bin ich gegen 11:30 Uhr wieder hingedackelt und kam auch pünktlich dran. Als die Ärztin gehört hat, wo ich mich die letzten Wochen herumgetrieben habe, meinte sie nur: „You have chosen the worst places to choose. Do you know that?“ Ich glaube danach war bei ihr eine Mischung aus Hochachtung und Kontarminierungsalarm angesagt. Also volles Programm, da der hintere Rachenraum wohl knallrot und roter sein muss: Antibiotika und Ibu. Und damit mein Magen nicht rebelliert Probiotic-Zeugs, das die Magen- und Darmflora intakt hält. Und für den Hals was zum Gurgeln, bzw. Sprühen. Als ich Antibiotika hörte meinte ich nur, dass ich davon jede Menge dabei hätte. Sie wollte wissen welches und ich wusste natürlich wieder mal nicht den Namen. Also verblieben wir so, dass ich vom Hotel aus anrufe und sie mir sagt, wie ich die Tabletten einnehmen soll. Am "Account" schalter bezahlte ich mit meiner Kreditkarte die Rechnung und dann machte ich mich wieder auf den Weg zum Hotel. Dabei passierte ich zum x-ten Mal an diesem Tag ein paar Obdachlose am Straßenrand und sie fragten mich: "Are you okay?“ So weit war es schon gekommen, dass die sich Sorgen um mich machten statt umgekehrt. Als ich dann bei der Ärztin anrief, meinte sie,  die Tabletten seien ganz toll für viele Sachen, aber nicht für meine Erkältung. Also bin ich zum vierten Mal vorgedackelt. Als kleine Entschuldigung (oder immer noch vor lauter Hochachtung) bekam ich das Antibiotika -sehr zum Erstaunen Ihrer Mitarbeiterinnen am Schalter- geschenkt. Ja, das war mein erster Arztbesuch in Süd-Afrika. Hätte schlimmer laufen können :) Inzwischen habe ich mich übrigens weitestgehend an die Bettruhe gehalten und nehme brav artig meine Tabletten. Die Schmerzen sind endlich weg und abgesehen davon, dass ich noch ein bisschen schlapp bin, geht es mir schon wieder recht gut. Und was auch positiv ist: Während ich hier krank im Bett liege muss ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben. Es muss mich nämlich niemand in der Schule vertreten und ich kann so lange meine Erkältung auskurieren, wie ich will. Hat schon was, so ein Sabbatjahr :)